Gudrun Hebel, Sie haben „Der Mann und das Holz“ von Lars Mytting auf den deutschen Markt vermittelt. – Ein hierzulande unbekannter Autor und ein Buch, das in kein Genre passt, trotzdem wurde es ein Bestseller. – Warum?
Ich habe das Buch von Anfang an als Geschenkbuch gesehen, für den Bruder oder den Onkel. Das Thema spricht Männer an, die ja sonst nicht so viel lesen. Wichtig war auch die Wahl des richtigen Verlags. Weil das Buch bei Suhrkamp erschienen ist, wurde es vom Feuilleton wahrgenommen und landete nicht in der Nische „Do it yourself“. Hilfreich war auch, dass der Autor vorher selbst als Lektor gearbeitet hat und die Gepflogenheiten der Branche kennt. Er hat bereitwillig Interviews gegeben, war in Leipzig auf der Buchmesse und kann sehr unterhaltsam und witzig über sein Buch sprechen.

„Der Mann und das Holz“ war ja bereits in Norwegen, wo es zuerst erschien, sehr erfolgreich. Lässt sich das denn auf ein deutsches Debüt übertragen?
Ich denke ja. Es ist wichtig, dass der Autor seinem Verlag vertraut und bereit ist, sich auf Vorschläge einzulassen, zum Beispiel wenn es um Lesungen und Marketing geht. Und er sollte Geduld haben, auch wenn der Verlag bei einem Debüt vielleicht nicht so viel Geld in die Werbung steckt. Trotzdem sollte man als Autor natürlich dranbleiben und nachfragen, aber dafür gibt es ja auch die Agenten.

Wie sehen Sie da Ihre Rolle?
Mein Job ist es, zwischen Autor und Verlag zu vermitteln, den Verlag ein bisschen zu pushen, den Autor ein bisschen zu beruhigen, aber auch dabei zu unterstützen, selber für sein Buch aktiv zu werden und darüber dann den Verlag wieder mit ins Boot zu holen.

Welche Rolle spielt die Person des Autors beim Erfolg eines Buches?
Autor und Buch müssen zusammen passen, das halte ich für ganz wichtig. – Man kann natürlich über ein Thema schreiben, das auf dem Markt gerade gefragt ist. Aber da sollte sich jeder genau überlegen, ob er das auch mit Leben füllen kann. Ich denke, es ist erfolgsversprechender, ein Thema zu wählen, in dem man sich auskennt. Autoren sollten sich nicht scheuen, ihre eigenen Interessen aufzugreifen, sei es in einem Sachbuch oder in einem Roman.

… und dann hoffen, dass sie damit auch bei anderen einen Nerv treffen. – Funktionieren die wirklich erfolgreichen Themen nur zu einer ganz bestimmten Zeit?
Es gibt Themen, die einige Zeit sehr angesagt sind, momentan zum Beispiel Nachhaltigkeit oder vegane Lebensweise. Vor ein paar Jahren hätte das keinen Verlag interessiert. Aber es gibt auch Themen, die sind immer aktuell. Wie funktioniert der Mensch, die menschliche Seele? – Das sind Fragen, die bleiben.

Gudrun Hebel studierte Skandinavistik, Slawistik und Politologie. Sie verbrachte ein Jahr in Schweden, arbeitete als freie Kulturjournalistin, Übersetzerin, Bibliothekarin und Buchhalterin. Verlagserfahrung sammelte sie im Beuth Verlag, daneben arbeitete sie als Gutachterin und vermittelte erstmals schwedische Bücher. 1998 gründete sie die agentur literatur, deren Geschäftsführerin sie ist. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Betreuung von deutschen und nordischen Autoren sowie auf der Koordination der Auslandslizenzen.
https://www.agentur-literatur.de

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