Es gibt die Satz-für-Satz-Schreiber, die den nächsten Satz nicht schreiben können, bevor der vorhergehende perfekt ist, und es gibt die Schnellschreiber, deren Texte erst in der Überarbeitung entstehen. Wie sieht Ihr Schreiben aus, d.h. wie nähern Sie sich einem neuem Text?

Ich schreibe langsam und taste mich Satz für Satz voran. Aber trotzdem verändert sich beim Überarbeiten noch sehr viel, zumindest auf der sprachlichen Ebene. Für mich ist eine Kurzgeschichte erst fertig, wenn ich kein Fitzelchen mehr umschreiben könnte, wenn beim Durchlesen keine Fragezeichen mehr auftauchen.

Was macht für Sie gute Prosa aus?
Sie erzählt Neues. Sie überrascht, vielleicht im Großen, etwa mit einem ungewöhnlichen Thema, oder im Kleinen, mit einer noch nie gehörten Frage, mit seltsamen Wendungen, mit einer berückend lebendigen Nebenfigur.

Was ist das Besondere an Kurzgeschichten?
Das ist wie mit Apfelringen und Äpfeln. In der Kurzgeschichte konzentriert sich der Geschmack auf engstem Raum. Hier sitzt jede Note, und das leiseste Crescendo dröhnt unüberhörbar.

Was würden Sie als entscheidendes Kriterium ansehen, um es als Autor in den Literaturmarkt zu schaffen? Und sollte man dies überhaupt anstreben?
Jeder Autor will gelesen werden. Nicht nur von Freunden, auch von gänzlich Unbekannten. Erst indem sie gelesen wird, wird eine Geschichte ja lebendig. Ich glaube nach wie vor daran, dass ein gutes Manuskript auch irgendwann gedruckt wird. Aber für manche Autoren ist es schwerer als für andere, den richtigen Verlag zu finden. Ich hoffe, dass es immer Verleger geben wird, die einen Blick fürs Abseitige haben. Und ihre Neugier nicht verlieren.

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