

Brauchen Autoren einen Social Media-Account?
Wie wichtig ist Social Media für Autoren? Hilft ein eigener Account, mein Buch zu promoten? Ist er vielleicht sogar Pflicht, weil ich sonst nicht wahrgenommen werde? Unsere Dozentin Julia Dettmer und der Autor Matthias Jügler sind da unterschiedlicher Meinung.
Ein eigener Social Media-Account? Unbedingt!
Instagram kann Fluch und Segen zu gleich sein. Unsere Dozentin Julia Dettmer plädiert für: Segen!
Löwengrube, Shitstorm-Maschine, Psychoterror – ja, Instagram kann alles davon sein. Wenn man das Social Network aber geschickt nutzt, kann man als Autor Einiges aus diesem mächtigen Marketinginstrument herausholen.
Los geht’s gleich mal mit dem Kontakt zu den eigenen Lesenden. Autoren können nämlich durch Direktnachrichten, Kommentare, und interaktive Formate wie Umfragen oder Live-Q&A-Sessions eine persönliche Beziehung zu ihren Fans aufbauen. Diese Nähe schafft Vertrauen und steigert die Kundenbindung.
Dieses Thema führt gleich zum nächsten großen Pluspunkt: Über einen eigenen Instagram-Account kann man seine Bücher kostengünstig promoten. Dafür braucht es eine kreative Content-Strategie, die in ästhetische Beiträge gegossen wird – zum Beispiel mit Zitaten aus dem Buch, Buchcover-Enthüllungen, Behind the Scenes zum Schreibprozess und so weiter. So kann die Autorin oder der Autor sich selbst als Marke etablieren und in der Buchbranche präsentieren. Je mehr Instagrammer mit den Inhalten interagieren, desto mehr Reichweite schenkt ihnen der Algorithmus und die Followerzahl wächst.
Jetzt zum Schmankerl: die Bookstagram-Community! Sie ist eine der einflussreichsten Lesergruppen im Internet. Lesende teilen Rezensionen und Empfehlungen und verlinken untereinander. Über diese Community können Autoren ihre Werke authentisch promoten.
Mein Fazit: Wo sonst kann man kostenlos (!) so viel auf einmal für seine eigene Personenmarke tun? Eben! Ein Instagram-Account ist für Autoren und Autorinnen heute unverzichtbar. Wer’s nicht nutzt, verpasst die Chance, im digitalen Zeitalter sichtbar zu bleiben.
Social Media und ich? Das war einfach nichts.
Instagram passt nicht für jeden. Der Autor und Textmanufaktur-Dozent Matthias Jügler hat seinen Account gelöscht – und ist froh darüber.
Social Media? Ich hab’s versucht. Das war im Jahre 2021. Mein zweiter Roman „Die Verlassenen“ kam da gerade raus, und ich dachte: Wenn ich will, dass das Buch sich verkauft, dann muss ich bei Instagram einen Account haben. Den habe ich dann eine Weile gepflegt, wie ein Haustier, das ständig Futter braucht, Auslauf, Zuneigung ... Die Follower-Zahl stieg und stieg – und ja, ich geb’s zu: Ich fand es großartig, dass Leute, die ich gar nicht kannte, einen Beitrag von mir likten. Aber: Gab es nicht immer jemanden, der noch mehr erreicht hatte als ich? Der noch schönere Fotos schoss? Noch gewitztere Texte dazu schrieb? Noch mehr Follower und Likes bekam? Es war frustrierend.
Irgendwann fragte ich meine Lektorin bei Penguin: Meinst du, es wäre in Ordnung, wenn ich meinen Account einfach wieder lösche? Sie fragte nach meiner Followerzahl. Etwas über 2000. Da musste sie lächeln und sagte: Wenn es wirklich um Werbung geht, um den Verkauf von Büchern, dann müsste man da schon noch eine Null mehr dranhängen. Dann wäre es relevant. Kurz darauf gab es meinen Account nicht mehr.
Social Media und ich: Das war, als ob sich jemand einen Hund anschafft, weil er glaubt, diesen und jenen Vorteil von einer Beziehung mit diesem Tier zu haben – nur um dann zu merken, dass er überhaupt gar kein Haustiermensch ist. Oder anders gesagt: Social Media und ich, das war einfach nix.
Brauchen schreibende Menschen Social Media? Ich würde sagen: Nö! Dabei weiß ich, als jemand, der mit vielen Agentinnen und Lektoren im Gespräch ist, natürlich auch von Leuten, die nur aufgrund ihrer Social-Media-Auftritte Verlagsverträge angeboten bekommen haben. Tja, so seltsam funktioniert der Betrieb im Jahr 2025 ...


Matthias Jügler
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