Günter Butkus

Wir müssen für jedes einzelne Buch da sein

Günter Butkus ist Verleger – und das schon seit mehr als 40 Jahren. So lange leitet er bereits den Pendragon Verlag. Im Interview erzählt Günter Butkus von seiner ersten Buchmesse, Bestellungen an der Ladentür und warum er für jedes Buch alles gibt.

Günther Butkus, Sie haben den Pendragon Verlag gegründet, als Sie gerade mal 23 Jahre alt waren. Wie sind Sie auf so eine Idee gekommen?
Ich bin ein absoluter Quereinsteiger in die Verlagsbranche. Als ich den Verlag gründete, habe ich gerade mein Abitur nachgeholt, um anschließend Literaturwissenschaft und Geschichte zu studieren. Lesungen mochte ich schon immer, aber so richtig Feuer gefangen habe ich erst 1981 auf der Frankfurter Buchmesse. Ich war zum ersten Mal dort, völlig unvorbereitet, ohne Zimmer für die Nacht und natürlich ohne Termine. Ich habe mich schon damals für die Erstausgaben von Autoren interessiert und bin zu den Verlagen gegangen, deren Bücher ich kannte. Das waren allesamt kleine Verlage, viele davon gibt es längst nicht mehr. Während der Messe habe ich mit den Autoren und Verlegern geredet und war fasziniert von dieser besonderen Atmosphäre, die dort entstand.

Wie ist aus der Idee ein Verlag geworden?
Als ich mit Pendragon anfing, wusste ich nichts von Verlagsauslieferungen, Vertretern oder Barsortimenten. Die Branchenkenntnisse habe ich mir nach und nach angeeignet, durch Gespräche mit Verlegern, Buchhändlern. In den 1980-er Jahren gab es in jeder größeren Stadt mehrere unabhängige Buchhandlungen. Da spielte es keine Rolle, dass der Verlag nur kleine Auflagen produzierte. Oft bin ich direkt in die Läden hineinspaziert und mit Bestellungen wieder hinaus – hier in Bielefeld und Umgebung oder auch in Westberlin, wo ich regelmäßig war. Weil ich nicht alles selbst machen konnte und mir ja auch die Erfahrung fehlte, habe ich außerdem freie Verlagsvertreter engagiert und meine Bücher so im gesamten deutschsprachigen Raum angeboten.

Ab wann konnten Sie vom Büchermachen leben?
Das hat einige Jahre gedauert. Neben dem Studium und der Verlagsarbeit habe ich immer wieder gejobbt, um Geld zu verdienen. Bald war klar, dass ich Studium und Verlag nicht gleichzeitig schaffe, und ich habe das Studium schweren Herzens abgebrochen. Ende der 1980-er Jahre stand dann eine grundsätzliche Entscheidung an. Ich habe mir ein Ultimatum gesetzt: Entweder der Verlag trägt mich oder ich muss ihn aufgeben. Ungefähr ab 1990 lief es dann immerhin so gut, dass ich davon leben konnte.

Inzwischen sind Sie bei Pendragon zu Dritt – und veröffentlichen zehn bis zwölf Bücher im Jahr. Wer entscheidet, welche Titel ins Programm kommen?
Jahrelang habe ich das Programm fast ausschließlich allein gemacht. Inzwischen bringen auch meine Kollegen Vorschläge ein. Die unaufgefordert eingesandten Manuskripte sichten wir zu Dritt. Und wenn wir ein Buch machen, dann liest jeder von uns den Text mehrmals, in verschiedenen Bearbeitungsstadien. So sind wir alle drei sehr nah dran an den Büchern, die entstehen.

Ihr Programm ist breit gefächert: Krimi und Lyrik, deutschsprachige Autoren und Übersetzungen. Was ist das Charakteristische an Pendragon?
Unser Schwerpunkt liegt klar auf der erzählenden Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Ich liebe gute Erzähler, vor allem, wenn sie eine Sprache finden, die literarisch und trotzdem allgemeinverständlich ist. Unsere Bücher haben alle noch eine zweite Ebene. Sie sind nicht nur spannend, sondern auch gesellschaftskritisch.

Viele Autorinnen und Autoren träumen davon, in einem großen Verlag zu veröffentlichen. Was können kleine Verlage im Vergleich dazu bieten?
Kleine unabhängige Verlage sind flexibler in ihrer Programmgestaltung, sie können schneller reagieren als sehr große Häuser. Außerdem geht es bei uns persönlicher zu. Die Autoren wissen, mit wem sie es zu tun haben. Weil wir jedes Projekt genau kennen, können wir jederzeit Auskunft geben, wenn ein Autor eine Frage hat. Und wir bieten eine Perspektive, die über das jeweilige Buch hinausgeht. Wenn wir eine Autorin oder einen Autor ins Programm nehmen, dann wollen wir langfristig zusammenarbeiten.

Was braucht ein Manuskript, um bei Ihnen eine Chance zu haben?
Wir lesen in alle Manuskripte hinein, die uns zugeschickt werden. Texte, die mich ansprechen, nehme ich mit nach Hause. Dort bin ich nicht Lektor oder Verleger, sondern einfach Leser. Wenn die Sprache mich packt, die Figuren mir so nah kommen, dass ich sie später vermisse, dann kann daraus etwas werden. Natürlich liege ich auch mal daneben, weil meine Einschätzung subjektiv ist. Aber wenn ich ein Buch liebe, dann mache ich es auch.

Der Buchmarkt ist in den vergangenen Jahren schnelllebiger und komplexer geworden. Wie können Sie sich neben großen Verlagshäusern behaupten?
Jedes Buch, das wir verlegen, muss durch seine Qualität überzeugen. Wir haben über Jahre Sympathien erworben und uns einen Ruf aufgebaut, dem wir mit jedem neuen Buch gerecht werden müssen. Das ist mit viel Arbeit verbunden und fordert unseren vollen Einsatz für jede Veröffentlichung. Man überlegt zum Beispiel: Was kann ich noch für den Titel tun? Welcher Buchhändler, welcher Journalist könnte sich dafür interessieren? Wir bringen unsere Bücher in die Welt und müssen ständig für jedes einzelne da sein.

Günter Butkus

Günther Butkus, geboren 1958 absolvierte eine Ausbildung zum Erzieher und sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg. 1981 gründete er den Pendragon Verlag in Bielefeld, wo er auch lebt. Er veröffentlichte die Gedichtbände „Heute Nacht Morgen Du“ (1997) und „Herzband – 365 Gedichte über Liebe & Verlust“ (2019) und ist Herausgeber zahlreicher …
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