Über große Themen in Krimis

Der Autor Horst Eckert im Gespräch

Der Krimiautor Horst Eckert, dessen erfolgreicher Thriller »Schwarzer Schwan« 2011 erschienen ist, im Kurzinterview:

Du hast mittlerweile mehr als ein Dutzend Kriminalromane geschrieben. Wie hat sich der Markt in den letzten Jahren verändert?
Aus den gut 200 Krimiautoren, die es Mitte der Neunziger im deutschsprachigen Raum gab, sind rund 600 geworden. Anfänger haben es heute einfacher, dafür sind die Auflagen geschrumpft. Nicht nur viele kleine, sondern auch große Verlage wie Rowohlt und Piper setzen zum Teil auf regionale Vermarktung, d.h. auf viel Lokalkolorit im Text. Ich empfehle Autoren trotzdem, auf große Themen und Konflikte zu setzen und sie nicht von vornherein zum »Regiokrimi« zu verniedlichen.

Wie gehst du beim Schreiben eines neuen Romans vor? Steht der Plot von vornherein genau fest?
Die wichtigen Figuren und die Wendepunkte der Handlungsstränge sollten zunächst feststehen, wie auch der Schluss. Aber ich muss zugeben, dass ich mich nicht immer an diese Regel halte. Ein paar Szenen von »Schwarzer Schwan« hatte ich aus Ungeduld bereits geschrieben, bevor die Gesamtkonstruktion stand. Und auch später änderte sich einiges; ich stellte um und verteilte Gewichte neu. Beim Schreiben lerne ich meine Figuren erst richtig kennen und muss das Gerüst der Geschichte manchmal nachjustieren – das berühmte »Eigenleben« der Figuren.

Du legst Wert auf eine realistische Abbildung der Polizeiarbeit. Wie bereitwillig geben Kommissare bei der Recherche Auskunft?
Manchmal staune ich selbst, wie offen viele Menschen, nicht nur Polizisten, über ihre Arbeit reden. Vielleicht weil ich Ihnen das Gefühl gebe, sie ernst zu nehmen und nicht auf »Tatort«-Schemata einzuengen.

Halfter statt Holster, Pathologe statt Gerichtsmediziner welche Fehler begegnen dir in Krimis immer wieder und ärgern dich?
Am schlimmsten finde ich das Klischee vom Kommissar und seinen Assistenten, als sei eine Mordermittlung nicht stets eine Teamarbeit zahlreicher Kommissare. Der Grund für solche Fehler liegt in mangelnder Bereitschaft zur Recherche. Am meisten ärgere ich mich über Autoren, die so tun, als hindere sie eine genauere Kenntnis des Lebens am Erfinden von Geschichten. Dabei ermöglicht sie es erst, die ewig gleichen Konflikte, Begierden und Intrigen auf neue, moderne Art zu erzählen.

Welchen Rat würdest du Autorinnen und Autoren geben, die ihren ersten Krimi in einem Verlag veröffentlichen wollen?
Arbeitet an euren Figuren und der Glaubwürdigkeit ihres Tuns, bis ihr selbst keine Zweifel mehr an der Geschichte habt. Streicht alle Erklärungen und ersetzt sie durch Handlung. Nehmt Kritik an euren Texten ernst. Fallt nicht auf Zuschussverlage herein oder auf Agenten, die Geld vorab von euch nehmen wollen. Und lasst euch nicht entmutigen, wenn es mit dem ersten Manuskript nicht gleich klappt.

Horst Eckert

Horst Eckert, 1959 geboren, ist Autor und lebt in Düsseldorf. 1995 erschien sein Debüt »Annas Erbe«. Seine komplexen Polizeithriller wurden in mehrere Sprachen übersetzt, dabei erhielten u.a. seine Romane »Die Zwillingsfalle« den Friedrich-Glauser-Preis, »Schwarzer Schwan« den Krimi-Blitz, 2022 stand er mit » Das Jahr der Gier« auf der Shortlist …
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