
Raphaela Edelbauer
Routinen des Vergessens
Literatur und Naturwissenschaft eint mehr, als man denken sollte, schreibt Raphaela Edelbauer in ihren Wiesbadener Poetikvorlesungen: Beide liefern strategische Modelle der Wirklichkeit, die im besten Fall über eine bloße Nachahmung hinausweisen. Beide arbeiten mit dem, was sie noch nicht wissen. Belebt wird die sprachphilosophische Skizze mit Arbeitsjournalen der Autorin sowie Einsichten aus Naturwissenschaften und Gamedesign und liefert Anregungen für die Schreibpraxis.
Von wann?
2024 bei Klett-Cotta erschienen
Worüber?
Über Computerspiele der Marke Nintendo und indische Sprachphilosophie. Über die Schatzkammern naturwissenschaftlicher Fachsprachen und was ein guter Dialog mit einem Modell des Sonnensystems gemeinsam hat. Übers Zerschneiden und neu Zusammensetzen.
Für wen?
Für Neugierige, denen Erkenntnisinteresse und leidenschaftliches Sprachspiel kein Widerspruch sind.
Kernthese
Romane, Filme, Serien und Computerspiele sind im besten Fall selbstständige Systeme mit einer ihnen eigenen Logik und inhärenten Wahrheit. So ein System selbst herzustellen, heißt Sammeln von Sprachmaterial und Abtragen von Überflüssigem, damit das Wesentliche zum Vorschein kommt. Plan und Spiel schließen sich dabei nicht aus – sie befruchten einander.
Fazit
Ein wildernder Streifzug durch Metapherntheorie, Ontologie, Gamedesign und höhere Mathematik, getragen von der unerschrockenen Neugierde der Autorin. Dem zu folgen macht ein bisschen Arbeit. Sie wird belohnt mit schönen Einsichten zur Vereinbarkeit von Plan und Spiel. Zudem gibt der Text gut umsetzbare Anregungen, wie sich die „Routinen des Vergessens“ als produktives Verlernen eingeschliffener Sprachgewohnheiten in eigene Praxis umsetzen lassen.
Raphaela Edelbauer: Routinen des Vergessens, Klett-Cotta 2024
(c) Nina Bußmann
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