Raymond Queneau

Stilübungen

Dieses unverwechselbare Kultbuch erzählt eine einzige profane Alltagsanekdote in hundert stilistischen wie perspektivischen Varianten. Es zeigt damit, wie bedeutsam in der Literatur das Formale ist und dass Schiller falsch lag, als er sagte: „Alle Kunstfertigkeit im Ausdruck kann dem nichts helfen, der nichts auszudrücken hat.“

Von wann?
1961 (Deutsche Erstausgabe) | Französisches Original von 1947
2016 aktuellste Auflage, erweitert und neuübersetzt von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel

Worüber?
Über die Möglichkeit, einen Stoff in unendlicher Breite der Ansätze, Stile und Sichtweisen zu erzählen und somit das Schreiben als Kunstform zu zelebrieren.

Für wen?
Für Anfänger wie Profis, die sich dabei erwischen, immer wieder in den gleichen stilistischen wie perspektivischen Trott zu geraten und die ihren Geist und ihre Feder von Begrenzungen aller Art befreien wollen.
Für Lehrende und Veranstalter von Schreibwerkstätten, die Queneaus Varianten auf andere Begebenheiten übertragen können und damit intensive Übungen erzeugen.

Kernthese
In einer perfekten Verkörperung von „Zeigen statt Sagen“ spricht das Buch seine These nicht explizit aus, sondern führt sie dem Publikum vor. Form ist entscheidend für die Literatur und macht aus der gleichen Begebenheit völlig verschiedene Werke.

Fazit
Stilübungen ist das wildeste und zugleich systematischste Lesebuch, das man als Schreibender immer wieder zur Hand nehmen und willkürlich aufschlagen kann. Die kleine Begebenheit um einen jungen Mann in einem Pariser Bus und an der Gare Saint-Lazare wird zum Traum oder zum trockenen Amtsschreiben, zur Komödie oder zum Sonett. Wie liest sch das Geschehen im Zustand „überrascht“ oder „reaktionär“? Wie, wenn man das gleiche rückwärts erzählt? Das Buch regt an, sich eigene, weitere Varianten auszudenken und eine schlichte Begebenheit durch den Methodenwolf zu jagen. Es weckt die Lust am Schreiben um des Schreibens willen und bildet zugleich ein praktisches Übungswerkzeug.

Raymond Queneau: Stilübungen. Suhrkamp 2016.

Das könnte Sie auch interessieren

Alle ansehen

AGB Datenschutz Impressum und Kontakt
Instagram YouTube Phone