Ich wäre ein unglücklicher Autor geworden

Der Autor Ronald Fricke im Gespräch

Der Autor Ronald Fricke hat vor Kurzem seinen Krimi „Der Tote im Borgward“ veröffentlicht. Warum zwischen seinem Romandebüt und dem zweiten Buch ganze 24 Jahre liegen, wieso er den Verlag und mehrmals das Genre wechselte, erzählt er im Interview.

 

Ronald Fricke, im August ist Ihr Regionalkrimi „Der Tote im Borgward“ erschienen. Ist die Veröffentlichung ein lang ersehnter Erfolg?
Ja, das kann ich so sagen. Das Schreiben begleitet mich schon seit Jahrzehnten. Nach meinem ersten Roman „Hoffmanns letzte Erzählung“, der im Jahr 2000 bei Rütten & Loening erschien, habe ich über Jahre hinweg nichts veröffentlicht. Ich habe lange als IT-Dozent und SAP-Berater gearbeitet, bin nun seit einem Jahr in Rente – und seitdem wieder ins Schreiben eingetaucht.  

Sie haben Germanistik und Philosophie studiert, dann eine Ausbildung zum Programmierer gemacht und im IT-Bereich gearbeitet. War das damals eine pragmatische Entscheidung?
Tatsächlich war das Germanistik-Studium mein Lebenstraum, der sich dann aber überlebt hat. Nach dem Studienabschluss war ich erst einmal arbeitslos. Ich wurde sehr krank und habe im Krankenhaus beschlossen, mein Leben zu ändern. Weil in den Stellenanzeigen überall IT-Experten gesucht wurden, habe ich mich zum Programmierer und Softwareentwickler ausbilden lassen und das bis heute nicht bereut. Das Programmieren liegt mir und macht mir Spaß. Trotzdem habe ich neben dem Beruf sehr viel geschrieben. Es gab Pausen, manchmal von mehreren Jahren, aber das Schreiben kam immer wieder. Es ist eine Leidenschaft, die ich nicht einfach abstellen kann. Es ploppen Ideen auf, die eine Form suchen – und dann schreibe ich.

Wie kam es zu der langen Pause nach dem Erscheinen Ihres ersten Romans bei Rütten & Loening?
Zum einen war der Roman nicht so erfolgreich wie der Verlag sich das erhofft hatte. Mir wurde damals angeboten, einen zweiten Roman zu schreiben – allerdings zu einem bestimmten Thema, von dem der Verlag sich etwas versprach. Aber ich habe nach den ersten zehn Seiten festgestellt, dass ich so etwas nicht kann: über ein Thema und Figuren schreiben, die mich nicht wirklich interessieren. Nach einer längeren Schreibpause stieg ich wieder ein und gewann auf Anhieb das Bremer Literaturstipendium.

Wie kamen Sie zur Textmanufaktur?
Ich habe mich in unterschiedlichen Genres ausprobiert, mehrere Jahre Fantasy und Jugendliteratur geschrieben. Während dieser Zeit habe ich zwei Seminare bei der Textmanufaktur belegt, hier in Worpswede, wo ich auch lebe. Handwerklich hat mich das sehr weitergebracht. Leider hat es mit einer Veröffentlichung erst einmal nicht geklappt. Ich habe zwei Manuskripte an einige größere Verlage geschickt, direkt und ohne Agentur. Da kamen nur Absagen. Voriges Jahr habe ich dann angefangen einen Krimi zu schreiben. Das war eher eine spontane Entscheidung. 

 Wie kamen Sie vom historischen Roman über Fantasy nun ausgerechnet zum Krimi?
Anders als bisher habe ich diesmal auch im Hinblick auf eine mögliche Veröffentlichung geschrieben. Regionalkrimis sind nach wie vor ein beliebtes Genre. Als das Manuskript fertig war, habe ich es gezielt an kleine Verlage geschickt, die solche Krimis im Programm haben. Der Gmeiner Verlag reagierte sehr schnell. Schon vier Wochen nachdem ich mein Manuskript angeboten hatte, kam die Zusage. Der Lektor hat sich direkt bei mir gemeldet und war mir gleich sympathisch. Ich bin dort sehr zufrieden.

Viele Autorinnen und Autoren schielen auf die großen Publikumsverlage. Sie nicht?
Ich habe gar nicht erst versucht, mein Buch bei einem großen Verlag unterzubringen. Da hatte ich mit meinen Fantasyromanen ja eher frustrierende Erfahrungen gemacht. Ohne Agentur ist das vermutlich schwierig. Bei den kleinen Verlagen funktioniert das aber noch. Wenn man etwas Passables geschrieben hat, das ins Verlagsprogramm passt, gibt es eine gute Chance zu veröffentlichen. An meinem Krimi hatten gleich mehrere Verlage Interesse. Mir geht es nicht um einen hohen Vorschuss. Ich will einfach schreiben und veröffentlichen.

Hätten Sie rückblickend etwas anders gemacht?
Ich bin zufrieden mit meinem Weg. Dass ich nach dem Studium nicht alles auf eine Karte gesetzt habe und Autor geworden bin, war die richtige Entscheidung. Vom Schreiben zu leben, das ist ein hartes Brot. Ich glaube, ich wäre ein unglücklicher Autor geworden. Die geregelte Erwerbsarbeit war für mich immer ein wichtiges Gegengewicht zum Schreiben. Jetzt genieße ich es, mehr Zeit dafür zu haben. Mein nächstes Buch wird Anfang 2026 erscheinen, ein historischer Künstlerroman, der in Worpswede angesiedelt ist.

Ronald Fricke

Ronald Fricke, in Bremen geboren und aufgewachsen, studierte Germanistik und Philosophie in Berlin. Nach einer Weiterbildung zum Programmierer und Softwareentwickler arbeitete er viele Jahre als IT-Dozent und SAP-Berater. Im Jahr 2000 veröffentlichte er sein Romandebüt bei Rütten & Loening (Aufbau Verlage). 2008 erhielt er das Bremer …
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