Sibylle Knauss

Schule des Erzählens

Die Kunst des Erzählens, so Knauss, hat eine Voraussetzung: den radikalen Verzicht auf Selbstrechtfertigung. Der Satz ist Programm, denn in „Schule des Erzählens“ geht es nicht nur um das rein Handwerkliche. Knauss beleuchtet auch die psychologischen und gesellschaftlich tradierten Mechanismen hinter dem Erzählen. Sie betreffen jeden Autor unmittelbar und können einen guten Text verhindern – oder eben ermöglichen.



Von wann?
Erstausgabe 1995. Neuauflage 2006

Worüber?
Das Buch behandelt – in literarisch wunderbar gearbeiteter Weise – die Grundlagen des Erzählens. So geht es beispielsweise im Kapitel „Schillers Äpfel“ um die Frage, was ein Stoff ist und wie man ihn sucht (und findet), in „Blaubarts Zimmer“ steht die Bedeutung des Schauplatzes im Mittelpunkt, in „Pinnocchios Nase“ dreht sich alles um die Werdung des Charakters. Um ihre Ausführungen zu veranschaulichen, „entschlüsselt“ Knauss einige Werke bekannter Autoren und Drehbuchautoren. Besonders erhellend und überzeugend ist das bei dem Film „Thelma und Louise“.

Für wen?
Das Buch richtet sich an Roman- und Drehbuchautoren, die sich gern mit einem anspruchsvolleren Text auseinandersetzen möchten.

Kernthese
Erfolgreiche Geschichten entstehen nicht zufällig, sondern durch das bewusste Anwenden erprobter Erzählmethoden.

Fazit
Weniger ein Buch, das mit Schreibübungen aufwartet und das man von vorn bis hinten durcharbeitet – aber ein großer Lesegenuss. Vor allem, wenn man das etwas sperrige Vorwort hinter sich gelassen hat … Knauss’ Perspektive auf die gesellschaftliche Relevanz des Erzählens hebt das Handwerk des Schreibens weit über die reine Unterhaltung hinaus: „Es muss einem erzählt werden, was man erlebt. Man kommt nicht zum Bewusstsein dessen, was man erlebt hat, wenn es einem nicht erzählt wird.“

Sibylle Knauss: Schule des Erzählens. Ein Leitfaden für Roman- und Drehbuchautoren, Autorenhaus Verlag
Charlotte Richter-Peill

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