Susanne Tägder
Wer schreibt, sollte an sich glauben
Das eigene Buch endlich in den Händen zu halten ist etwas ganz Besonderes. Susanne Tägder, Autorin und Juristin, hat es geschafft. In diesen Tagen erscheint ihr Krimi-Debüt „Das Schweigen des Wassers“. Im Interview erzählt sie von lebendigen Dialogen, Schreibkrisen und wie aus einem Lehrer ein Kommissar wurde.
Susanne Tägder, dieser Tage erscheint Ihr Krimidebüt um den Kommissar Arno Groth. Vor dreieinhalb Jahren haben Sie beim narrativa-Schreibwettbewerb einen Text vorgestellt, dessen Hauptfigur denselben Namen hatte.
„Das Schweigen des Wassers“ ist tatsächlich aus dem damaligen Text entstanden. Seitdem hat sich die Geschichte aber stark verändert. Aus dem Lehrer Groth wurde Hauptkommissar Groth, aus meiner Romanidee schließlich ein Kriminalroman. Auch die Handlung ist nicht mehr die gleiche. Geblieben sind einige Figuren und der Schauplatz in einer Stadt in Mecklenburg. Mir macht das deutlich, wie wichtig die Vorarbeiten zu einem Text sind und dass sich vieles davon später verwenden lässt. Ein Buch entwickelt sich oft organisch aus dem, was man zuvor geschrieben hat.
Warum wurde aus Ihrer Romanidee schließlich ein Krimi?
Viele Krimi-Elemente waren von Anfang an da. Dann habe ich Feedback von zwei Lesern aus der Literaturbranche bekommen, und beide haben mir unabhängig voneinander dazu geraten, noch stärker in diese Richtung zu gehen. Daraufhin habe ich die Hauptfigur probehalber in einen Kriminalkommissar umgeschrieben. Für mich war sie ab diesem Punkt stimmig und ich wusste, dass ich den Text nun wirklich zu Ende schreiben kann.
Sie sind Juristin, haben als Anwältin und als Richterin gearbeitet. Hat Sie das zu Ihrem Buch inspiriert?
Ich war Sozialrichterin, habe mich also nicht mit Strafrecht befasst. Bestimmt fließt aber vieles von meiner Arbeit indirekt ins Schreiben ein. Zu der Krimihandlung inspiriert hat mich eine Zeitungsreportage. Es ging um einen Fall aus DDR-Zeiten, der kurz nach der Wende wieder aufgerollt wurde. Das fand ich spannend und habe meinen Plot aus dieser Idee heraus entwickelt.
Juristen gehen intensiv mit Sprache um, aber die juristische Fachsprache ist auch eine sehr spezielle. War Ihr beruflicher Hintergrund beim Schreiben eher hilfreich oder hinderlich?
Ich denke beides. Natürlich muss man sich vollkommen von der Juristensprache befreien, sonst kann man keinen Roman schreiben. Dass ich in meinem Beruf mit vielen verschiedenen Menschen spreche, ist dagegen hilfreich für lebendige Dialoge. Mit den Dialogen komme ich ins Schreiben, finde den richtigen Ton. Für mich ist es wichtig, den Figuren sehr nahe zu kommen und ihnen genau zuzuhören.
Gab es während des Schreibens auch Momente, in denen Sie dachten: Das wars, ich schmeiße alles hin?
Ich glaube, jeder der schreibt, kennt solche Momente. Und natürlich gab es die auch bei mir, vor allem in einem späteren Stadium. Im Krimi ist es wichtig, Hinweise auf die Lösung des Falls gut zu dosieren und genau an den richtigen Stellen einzubauen. Ich schreibe aber eher intuitiv, ohne den ständigen Blick auf ein Schema oder mein Exposee. Irgendwann kam ich an einen Punkt, wo ich das Gefühl hatte, mir entgleiten die Fäden der Handlung. Ich dachte: Jetzt muss ich alles nochmal umschreiben. Dann habe ich mich Stück für Stück durch den Text gearbeitet und es hat funktioniert. Nach einer Weile war der Plot stimmig und die Panik vorbei. – Ein sehr schöner Moment.
Haben Sie einen Tipp für Autorinnen und Autoren, die gerade an ihrem ersten Roman arbeiten?
Wer schreibt, sollte erst einmal an sich selbst und die eigene Idee glauben. Gleichzeitig ist es hilfreich, offen für Hinweise und Ratschläge von Menschen zu sein, denen man vertraut. Das können Freunde sein, die selbst viel lesen und bereit sind, sich ernsthaft mit dem Text auseinanderzusetzen oder eine Schreibgruppe. Ich habe während der Corona-Pandemie mehrere Online-Kurse bei der Textmanufaktur belegt und dort wertvolles Feedback bekommen. Wenn man schreibt, ist man ja erstmal allein. Da war der Austausch mit anderen Autorinnen und Autoren Gold wert. Mit einigen stehe ich noch heute in Kontakt. Inhaltlich hat mich auch das Feedback der Kursleitenden weitergebracht. Die Tipps, welche Themen überhaupt gefragt sind, konnte ich wunderbar für mein eigenes Schreiben verwenden – und freue mich, dass nun tatsächlich ein Buch daraus geworden ist.
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